Palace Merano, Espace Henri Chenot

Angelockt werden alle von dem Katalanen Henri Chenot, einem promovierten Doktor der Philosophie und Psychologie. Er eröffnete sein Gesundheitszentrum im Palace bereits in den neunziger Jahren und sprach mit seinem ganzheitlichen, individuell zugeschnittenen Kurkonzept schon bald auch eine Klientel an, die von dem traditionsreichen, verschlafenen Kurort vorher wenig gehört hatte. Ziel von Chenots Kur ist die Entgiftung des Körpers durch eine speziell von ihm und seiner Frau Dominique entwickelte entschlackende und regenerierende Diät, kombiniert mit Hydromassagebädern, Fangopackungen, Meridianmassagen und medizinischen und energetischen Check-ups, die auf den Erkenntnissen westlicher und chinesischer Medizin beruhen. All das wird zu Beginn der Kur erklärt, als besonders angenehm und auch effektiv empfinden wir im Lauf der Woche die sehr persönliche Betreuung jedes Kurgastes. Anhand eines „Bordbuches“ mit individueller Diagnose und maßgeschneiderten Medizin- und Ernährungshinweisen, das nach jeder Behandlung ergänzt wird, weiß jeder Angestellte sofort Bescheid, wen er gerade vor sich hat und warum. Während Kurerfolge und ärztliches Ansehen seit den neunziger Jahren unumstritten sind, ließ das Hotelniveau, was Ausstattung, Komfort und Möblierung betrifft, noch zu wünschen übrig. Das änderte sich ab 2005 mit der finanzkräftigen Hilfe des neuen Eigentümers Pietro Tosolini, der das Maur Schlösschen im klassisch-aristokratischen Stil und das Grandhotel mit stilvollen Möbeln und Materialien und moderner Technik ebenso gründlich renovieren ließ wie das dazugehörige funktionell-schnörkellos, medizinisch aufwendig gestaltete Kurzentrum. Seit 2007 ist das Palace Merano ausschließlich Kurgästen und deren Begleitung vorbehalten. Eine Entscheidung, die sich nur positiv auswirkt: Jetzt sind übergewichtige, stressgebeutelte, burnoutgefährdete oder einfach „nur“ erholungsbedürftige Kurgäste unter sich und genießen dabei ein edles Ambiente, das für eine Kurklinik ziemlich einmalig ist.

GourmetGenuss mit Wasser und Tee
So erleben wir eine sehr entspannte Atmosphäre, die eine Kur bei Chenot durchaus zum sinnlich-freudigen Erlebnisurlaub macht. Zum Frühstück und Mittagessen sitzt man im Bademantel oder Jogginganzug im prächtigen Belle-Epoque-Saal, zum abendlichen Candle-Light-Dinner erscheint man in Jeans und T- Shirt statt im Anzug. Soja-Spaghetti oder Vollkorn-Crepes, Auberginensoufflé oder Roggen-Ravioli werden mit Grandezza auf edlem Porzellan und das Wasser in geschliffenen Weingläsern serviert. Für nicht kurende Gäste als Begleitung gibt es ein Biolight-Menü. Alkohol ist tabu: In der Bar wird im stimmungsvollen Ambiente zu Livemusik eine Vielfalt von Kräutertees angeboten. Essen und Getränke werden auf Wunsch auch vom Room Service serviert. So verlassen viele Gäste das Hotel während ihres Aufenthalts – mindestens sieben Nächte sind obligatorisch – nur selten.

Claudia Bette-Wenngatz